Seit Anfang dieses Jahres wird Österreich von einer Koalition zwischen der rechtskonservativen ÖVP und der rechtsextremen FPÖ regiert.
Deutschnationale Burschenschafter bilden mittlerweile das Kaderpersonal der FPÖ und sind in den Kabinetten, im Nationalrat und an den neu besetzten Stabsstellen dutzendweise vertreten.
Fast 600 Filmschaffende in Österreich – darunter Barbara Albert, Klaus Maria Brandauer, Tizza Covi, Gustav Deutsch, Valie Export, Severin Fiala, Veronika Franz, Georg Friedrich, Rainer Frimmel, Klaus Händl, Jessica Hausner, Philipp Hochmair, Karl Markovics, Birgit Minichmayr, Nicholas Ofczarek, Hubert Sauper, David Schalko, Ulrich Seidl, Markus Schleinzer, Ursula Strauss, Peter Tscherkassky, Erwin Wagenhofer – haben anlässlich der Verleihung des Österreichischen Filmpreises 2018 einen Aufruf gegen „jegliche Hetze“, gegen das „Gift der Spaltung“ und für ein „Mehr an Solidarität“ unterzeichnet.
Sie fordern die Österreichische Regierung auf, die Zusammenarbeit mit allen Mitgliedern rechtsextremer Organisationen sofort zu beenden!
Vier Filmemacher/innen der Initiative #KlappeAuf, deren Filme auf der Berlinale Ihre Weltpremiere feiern, melden sich zu Wort:
Ruth Beckermann
Als ich das Material, das ich vor 30 Jahren bei Demonstrationen gegen Waldheim gedreht hatte, wieder sah, war ich schockiert. Hatte ich vergessen, wie leicht Emotionen gegen Andere geschürt und von populistischen Politikern benutzt werden können? In WALDHEIMS WALZER versuche ich zu analysieren, was damals los war. Und uns heute leider bekannt vorkommt, wenn wir an Trump, Kurz/Strache und andere Meister der „alternativen Fakten“ und des Populismus denken.
Ruth Beckermann, geboren in Wien, Studium der Publizistik und Kunstgeschichte. Journalistin für verschiedene Zeitschriften in Österreich und der Schweiz. 1978 gründete sie mit zwei Kollegen den Verleih filmladen, wo sie sieben Jahre tätig war. In dieser Zeit entstanden ihre ersten Filme und Bücher. Seit 1985 arbeitet Ruth Beckermann als freie Autorin und Filmschaffende.
Ruth Beckermanns neuer Dokumentarfilm Waldheims Walzer feierte auf der Berlinale 2018 seine Weltpremiere (Forum).
www.thewaldheimwaltz.com www.ruthbeckermann.com
Katharina Mückstein
L’ANIMALE behandelt die Schnittstelle von Innen und Außen, Einzelperson und Gesellschaft, Persönlichem und Politischem. Die Utopie unseres Films ist ein Mensch, der Emotionalität und Vernunft verknüpfen kann und auf diese Weise mit scharfem Verstand und offenem Herzen zugleich handelt. Dieser Fortschritt wird verhindert von einem engen Korsett trennender Kategorien wie Religion, Rasse, Geschlecht, Alter und Klasse. Die Politik der aktuellen österreichischen Regierung arbeitet jedoch genau auf diese konservative Kategorisierung hin.
So beschreibt sie beispielsweise in ihrem Programm die Familie als Verbindung von Mann und Frau mit biologischen Kindern. Der Unterschied zwischen Männern und Frauen wird als unantastbares Faktum zementiert. Als Frau, als Bürgerin, als Künstlerin und Unternehmerin wünsche ich mir Fortschritt und Solidarität, eine Regierung, die an die Entwicklungsfähigkeit glaubt und die sich kompromisslos progressiven Werten verschreibt.
Katharina Mückstein, 1982 in Wien geboren, Studium der Philosophie und Gender Studies, Regiestudium an der Filmakademie Wien. Regisseurin, Produzentin, Autorin und Dramaturgin.
2010 Mit-Gründung des Filmproduktionsunternehmens La Banda Film. 2013 „Start-Stipendium“ für Filmkunst des Bundesministeriums für Kunst und Kultur. Vorstandsmitglied bei FC Gloria – Frauen Vernetzung Film. Katharina Mücksteins neuer Spielfilm L’Animale wurde auf der Berlinale 2018 im Panorama Special uraufgeführt.
Ludwig Wüst
Mein Film AUFBRUCH handelt von der Begegnung zweier sich völlig fremder Menschen, die sich in großem Respekt und stillem Einverständnis auf die Dauer ihres gemeinsamen Weges unterstützen, bis das Schicksal sie erneut trennt.Solche Haltungen sind in unseren Tagen sehr selten geworden und damit eine essentiell wichtige Botschaft! #KlappeAuf: mehr Solidarität für alle Bedürftigen, die von rechten Gruppierungen als „überflüssige Menschen“ stigmatisiert werden.
Ludwig Wüst, geboren in Bayern, lebt seit 1987 in Wien. Schauspiel- und Gesangsausbildung an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst. Seit 1990 Regisseur, Autor, Schauspieler.
Über 40 Produktionen für Theater und Oper in Wien, Leipzig, Berlin, München und Frankfurt. Seit 1999 Filmemacher. Ludwig Wüsts aktueller Film Aufbruch hat auf der Berlinale 2018 seine Weltpremiere (Forum).
Wolfgang Fischer
1970 in Amstetten geboren. Studium an der Universität Wien (Psychologie, Malerei), Studium Film und Video an der Kunstakademie in Düsseldorf, Studium an der Kunsthochschule für Medien Köln / Film und Fernsehen. Seit 1999 Regisseur beim WDR und bei Phoenix.
Sein Filmdebüt Was du nicht siehst (2009) lief auf zahlreichen Festivals.
Wolfgang Fischers Spielfilm Styx eröffnete bei der Berlinale 2018 die Reihe Panorama Special.
http://www.filmpresse-meuser.de/demnaechst/Styx.html
Lukas Miko
Lukas Miko wurde als Hauptdarsteller von Michael Hanekes 71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls bekannt (Cannes 1994), arbeitet seitdem mit vielen renommierten Kino- und Theaterregisseuren und war Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater und am Münchner Residenztheater. Zuletzt spielte er u.a. in den Filmen Im Labyrinth des Schweigens (Oscar-Shortlist 2016) von Giulio Ricciarelli, Die Beste aller Welten von Adrian Goiginger und Licht von Barbara Albert. Aktuell steht er für die TV-Mini-Serien Charité und Der Pass vor der Kamera.
https://www.agenturfuerst.at/schauspieler/miko/
Weitere Informationen und Rückfragen:
Ines Kaizik-Kratzmüller ines@klappeauf.atkratzmueller.com