Vier FilmemacherInnen mit Fluchterfahrung wurden am 10. April 2019 im Stadtkino mit dem „Widerstandskinofilmpreis“ ausgezeichnet. Der Beste Animationsfilm, „The mirror of the lake“ der beiden aus dem Iran stammenden Künstlerinnen Maryam Sehhat und Leila Samari, ist eine auf Glas gemalte Frage nach der Veränderung der Selbstwahrnehmung in der Fremde. Man möchte sich die Filmstills als Bilder an die Wand hängen, so schön ist er gemalt.
Mo Harawe, der 2009 aus Somalia nach Österreich geflüchtet ist, und Bagher Ahmadi, der aus Afghanistan stammt, wurde ex aequo der Preis für den besten Kurzspielfilm verliehen.
„Der Unfertige Mann“ des Schauspielstudenten Bagher Ahmadi wirft einen Insiderblick in die Gruppenzwänge einer Flüchtlingsunterkunft. Ahmadi selbst spielt sehr überzeugend einen jungen Burschen, der wortwörtlich „fertig“ gemacht wird in einer tabubrechenden Geschichte, deren Thema mutiger kaum gewählt hätte werden können. Der Kurzspielfilm „Die Geschichte vom Eisbär, der nach Afrika wollte“ von Mo Harawe entwickelt die Spannung eine halbe Stunde lang vor allem aus dem Verhältnis der Figuren zueinander und zu sich selbst. Im Zentrum der Geschichte eine weibliche Hauptfigur, die Klischees und Stereotypen souverän über den Haufen wirft.
Sallar Othmans „Sie sind von hier gegangen“, eine beklemmende Reminiszenz an den Todes-LKW von Parndorf und „Eingeschränkte Freiheit“ eine Doku über LGBTI-Flüchtlinge vom „Team Hawara“ wurden von der Jury mit einer Lobenden Erwähnung bedacht.
Die „Widerstandskinofilmpreise“ wurde vom Salon Cardamom&Nelke gestiftet, einer Initiative zur Sichtbarmachung geflüchteter Künstler*innen und zusammen mit der Filmemacher*innenplattorm #KlappeAuf und dem Widerstandskino im Stadtkino vergeben. Das Preisgeld stellte die Erste Bank zur Verfügung.
Sie sollen einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass nach Österreich geflüchtete Filmemacher*innen hier neue berufliche Netzwerke knüpfen und ein neues Publikum gewinnen können. Die Welt durch die Kameraaugen geflüchteter Filmemacher*innen wahrzunehmen, vermag manchen schon fast manisch auf Geflüchtete fixierten Blick aus seiner Erstarrung zu lösen und neue Perspektiven auf nur vermeintlich Altbekanntes eröffnen.
Die preisgekrönten Filme und eine Auswahl weiterer Filme von und mit Geflüchteten werden unter dem Motto „Flucht ins Bild“ am Samstag, 13.April von 13h bis 18.15 im Stadtkino bei freiem Eintritt gezeigt. Die Filmemacher*innen werden zum Publikumsgespräch anwesend sein.